75 Jahre Park im Grüene -
Wie alles begann...

Euse Park «Im Grüene» Rüschlikon
Euse Park! Seit Weihnachten 1946 gehört er uns! Uns: den Migros-Genossenschaftern, dem Migros-Personal. Aber in Besitz nehmen, das Geschenk betrachten und besehen, von welcher Art und Größe es ist, das konnten wir eigentlich erst jetzt, seit der Eröffnung am 25. Juli. Und es sind überwältigende Eindrücke, die jedem Besucher beim Betreten und Durchwandern dieser einzigartigen Parklandschaft überfallen. Landschaftliche Schönheit in reichstem Maße ist uns geschenkt, unbezahlbare Schönheit. Und je mehr man davon aufnimmt, umso mehr erfüllt einen den Vorsatz, sich dieser Gabe würdig zu erweisen; sie getreulich zu verwalten und nicht zu missbrauchen, sie als das zu erhalten, was sie heute ist: eine Erholungsstätte für Körper, Geist und Gemüt, ein Jungbrunnen eigener Art. Darüber, wie der Park «Im Grüene» entstand, berichtet uns Gottlieb Duttweiler:

Im Jahre 1925, im Gründungsjahr der Migros, bot ein Bauer das schönste Land auf dem Hügelzug über Rüschlikon zum Kauf an. Das Land kostete damals noch Fr. 4.— pro m2. Ich wohnte damals schon 20 Jahre in Rüschlikon, an vier verschiedenen Orten, bald am See, bald auf der Höhe. Es ging mir wie vielen, ich hatte ein Hobby für jene schöne Wiese auf der Höhe. Obwohl das Geld knapp war, wagte ich den Kauf eines kleinen Stückes. Dann wurde während Jahren mit den andern Bauern durch meinen Schwager, Herrn Architekt Vogelsanger, an manchen Abenden in langwierigen Besprechungen verhandelt, bis bald da wieder ein Stück und dort wieder ein Stück handelsreif war. Es waren acht Besitzer! Es war immer derselbe Preis von 3.50 bis 4 Franken per m2, bis auf das letzte Stück, das Wäldchen gegenüber dem Friedhof, das Fr. 11.— kostete. Zuletzt blieb noch ein Wegrecht mitten durch das Land! Ein recht schwieriger Fall; denn der Berechtigte konnte ja geradezu eine «Erpressung» ausüben. Es kommt auch da und dort vor, dass unter solchen Umständen übermäßige Summen von einem vermöglichen Besitzer verlangt werden. Umso dankbarer bin ich Herrn Suter von Thalwil, dass er nur den normalen Preis für jenen Feldweg verlangte. Im Jahre 1930 waren die etwa 45 000 m2 beieinander. Die Lieblingsidee war in 5 Jahren verwirklicht. Damals war aber die 30er-Krise gerade auf dem Höhepunkt. Damit war meiner Frau und mir die Lust vergangen, das Haus in den Park zu stellen. Dagegen bauten wir unten an der Halde ein Haus; denn in das Zentrum durften wir kein «Häuschen» stellen. Es musste dort ein Bau hin, der architektonisch den Mittelpunkt des ganzen bilden musste. Die Krise ging vorbei. Dann kam die schwüle Vorkriegszeit. Im Jahre 1941 wurde es uns zu «dumm». Wir sagten uns, wir hätten es jetzt doch verdient, ein schönes Haus im schönen Park zu haben" Der Plan kam teilweise zur Ausführung. Der Bau steht da ohne Innenausbau, denn uns war- durch den immer fürchterlicher werdenden Krieg die Kraft geschwunden, in einem Herrenpark zu hausen. So blieb der Bau 5 Jahre Unvollendet, bis er zur Stiftung des Parkes an das Genossenschafts-Institut «Im Grüene» kam. Inzwischen aber wurde von 1930 an zusammen mit Kunstmaler Gattiker während 5 Jahren das mit Birnbäumen bestandene Wiesland stückweise in einen Park verwandelt. Es wurde ein Weiher geschaffen und der Aushub wurde zu einem Hügel aufgetragen, gegen die Straße hin. Gattiker legte eine kleine Felspartie, am Weiher an. Im Zentrum entstand ebenfalls ein Hügel und dann vor allem die Terrassierung, das große Plateau gegen Rüschlikon: 2000 Wagen Erde wurden unter dem gutmütigen Spott der Rüschlikoner Bevölkerung auf den Hügel heraufgeschafft, ein Schwimmbassin angelegt und vor allem einige Wäldchen gepflanzt; zum Schluss das Strohhaus mit dem Tennisplatz und der Hausbau, der noch unvollendet steht. Wenn einmal ein Park gewachsen ist, angefangen von der stückweisen Zusammenfügung des Landes bis zur stückweisen Ausführung der einzelnen Parkpartien, so wie es die Alten machten, die sogar Generationen an einem Park herumstudierten, so ist es der Langhaldenpark in Rüschlikon. Und das merkt man ihm auch an. Er ist nicht auf Befehl von einem Architekten geschaffen und aus einem Wurf gemacht. Er ist aus der Natur modelliert worden, wobei immer die größte Sorge war, die vorhandene natürliche Schönheit zu achten und hervorzuheben. Der Weiher war schon vor vielen tausend Jahren ein Weiher. Er ist nachher nur trockengelegt worden. Es sind mächtige Eichstämme bei der Ausgrabung im Moor zum Vorschein gekommen. Es war gewiss auch einmal Wald da, der nun durch a, einen Kunstmaler nach künstlerischen Gesichtspunkten wieder erstand. Der 15jährige Park ist erst eine Andeutung davon, was er sein wird in 50 Jahren, wenn die Bäume ihre volle Höhe erreicht haben werden. Etwas möchte ich noch sagen: das alles kann man nur machen, wenn man es nicht billig machen. Will. Wenn man weder mit Quadratmetern noch mit Kubikmetern und — es sei frei herausgesagt — auch nicht mit Franken spart, sondern allein auf das Schöne und Edle aus ist. Aber eben, daher stieg in meiner Frau und mir die Verpflichtung auf, die so geschaffenen Werte denen wieder zurückzugeben, von denen sie kamen. Die Franken kamen von der Migros, deren alleinige Besitzer wir waren, und sie gingen durch die Schenkung ganz natürlich zurück an die, die das Geld indirekt aufgebracht haben. Er dient heute den Genossenschaftern und der Genossenschaftsidee. Mir hat das Schaffen des Werkes nicht nur durch all die Jahre hindurch viel Freude gemacht, sondern auch Kraft gegeben. So haben wir unseren Anteil am Werk reichlich bezogen.
Gottlieb Duttweiler.

Aus: Wir Brückenbauer, 1. August 1947 — Euse Park «Im Grüene» Rüschlikon